Aus der Geschichte von Alterstedt

1186 wird der Ort Alterstedt erstmalig urkundlich erwähnt. Einige Aufzeichnungen reichen sogar bis in 900 n.Chr. unter dem Namen Altensteten.

Alterstedter Schenke
Ca. 1930

Das Ortsbild war zu allen Zeiten bäuerlich geprägt. Man betrieb Ackerbau und Viehzucht. Großes Geschick bewiesen die Alterstedter auch beim Anbau verschiedener Obstgehölze. Davon zeugen noch heute die gepflegten Obstgärten und Streuobstwiesen.

Im Frühjahr 1526 beteiligten sich die Einwohner von Alterstedt an dem Bauernaufstand, welcher im Mai 1526 durch Herzog Georg Graf von Gleichen zu Tonna blutig niedergeschlagen wurde. Die Alterstedter mussten daraufhin Reparationen zahlen.

Bau der Chaussee nach Zimmern
Ca. 1920

In den Jahren 1760 bis 1763 im Rahmen des siebenjährigen Krieges, 1813 anlässlich der Völkerschlacht bei Leipzig und 1866 zur Schlacht bei Langensalza wurde das kleine Dorf mehrfach das Opfer von Plünderungen. Die Einwohner des Ortes wurden misshandelt, Frauen vergewaltigt, Vieh gestohlen. Schutz bot bei diesen Gelegenheiten oft der nahegelegene Hainich, wohin sich die Einwohner, teils mit ihren Tieren, in unruhigen Zeiten flüchteten.

Von der Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Alterstedt mit seinen umliegenden Ländereien Teil des Großgrundbesitzes der Adelsfamilie von Goldacker. Diese wurde 1119 mit Sigmund zu Göttingen erstmals erwähnt. Der Sage nach kam das Adelsgeschlecht 1221 in persona John von Goldacker mit der Heiligen Elisabeth aus Kärnten nach Thüringen. Johns Enkel Hermann wurde 1315 Hofmarschall unter Friedrich dem Freidigen, Markgraf von Meißen, Landgraf von Thüringen und letzter Erbe der Staufer. Die Goldackers hatten ihren Sitz im benachbarten Weberstedt, wo auch heute noch das "Goldackersche Schloss" steht. Weitere Besitzungen derer von Goldacker befanden sich in Tennstedt, Ufhoven und der Neumark.

Forsthaus Thiemsburg
Ca. 1955

Über die Zeit des Nationalsozialismus ist in Alterstedt heute nur noch wenig bekannt. Die Dorfchronik erwähnt dazu lediglich die drückenden Steuerlasten. Im Kirchgarten erinnert ein steinernes Denkmal an die Gefallenen der beiden Weltkriege.

Im April 1945 gehörte Alterstedt zunächst zur amerikanischen Besatzungszone, wurde jedoch wenig später in den politischen Wirren dieser Zeit an die Sowjets abgetreten. Sowohl die amerikanischen als auch die sowjetischen Soldaten wurden - teils unter Zwang - in den verschiedenen Bauernhöfen einquartiert.

1958 entstand die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "Frohe Zukunft". Im Zuge ihrer Errichtung wurden die ortsansässigen Kleinbauern enteignet und deren Vieh in die LPG überstellt. Ältere Bauersfrauen, welche dies noch miterlebt haben berichteten von teils dramatischen Szenen. Unter Polizeiaufsicht wurden die Tiere von den Höfen getrieben.

Später entstand am östlichen Dorfrand eine Intensivmastanlage für Schweine. Sie war mit durchschnittlich 30 Angestellten bis 1994 der größte örtliche Arbeitgeber. Daneben hielten viele Einwohner noch eigene Nutztiere wie z.B. Hühner, Enten, Schweine und Schafe. Diese Tradition hat sich bis heute in kleinem Umfang in Alterstedt erhalten. Um bei den Schlachtungen hygienischen Ansprüchen gerecht zu werden gab es sogar ein kleines öffentliches Schlachthaus.

Die Dorf-Linde
Ca. 1950

Zwischen dem Hainich und der Alterstedter Obstplantage befand sich seit den 1960er Jahren ein kleiner Truppenübungsplatz der ehemaligen Nationalen Volksarmee. Kamen dort großkalibrige Geschütze zum Einsatz, zersprang in Alterstedt so manche Fensterscheibe. Mit der Wende im Jahre 1990 wurde der Truppenübungsplatz stillgelegt und verfiel seitdem. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden die letzten Gebäude dort abgerissen und Munitionsreste beseitigt. Heute holt sich der angrenzende Hainich nach und nach die einst für den Truppenübungsplatz gerodeten Flächen wieder zurück. Die Alterstedter weinen dem Geschützdonner auch keine Träne nach.

Nach der deutschen Wiedervereinigung litt Alterstedt wie viele andere ländliche Gemeinden in den neuen Ländern unter einer hohen Arbeitslosigkeit. Mit dem Aufbau der Gewerbegebiete in Bad Langensalza fanden dann viele Alterstedter dort neue Arbeit.

Geht man heute durch die Straßen und Gassen unseres Dörfleins, so erinnert kaum noch etwas an die Zeiten des Mangels, die noch bis in die 1990er Jahre hinein zu einem tristen Grau in Grau führten und Gebäude verfallen ließen. Mit der Ausrufung des nahegelegenen Hainichs als Nationalpark im Jahre 1997 und der seither stetig wachsenden Zahl von Touristen wandelte sich Alterstedt zu einem interessanten Ausflugsziel. Es entstanden Ferienwohnungen, wurde der Alterstedter Herbstmarkt ins Leben gerufen, Höfe und Häuser schön hergerichtet und Sehenswürdigkeiten ausgeschildert.